als vorgelesene andacht auf youtube und zum ausdruck als pdf

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.“
2. Korinther 13,13
Liebe Leserin, lieber Leser,
Haben Sie herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, diesen Text zu lesen, und mich in meinen Gedanken zu begleiten!
Ich vermute, der Wochenspruch ist dem Einen oder der Anderen von Ihnen durchaus vertraut aus dem gottesdienstlichen Leben. Viele Kolleginnen und Kollegen beginnen mit diesem Gruß des Apostels Paulus ihre Predigt.
Ich will mich diesem Vers noch einmal neu nähern.
Ich lasse mir dabei von zwei Bildern helfen, die ich im Abstand von ungefähr 20 Minuten an einem Abend im Oktober vor drei Jahren an der Nordsee gemacht habe.
Der Sonnenuntergang am Horizont der Nordsee im Oktober ist reizvoll. Es gibt Flecken am Strand, da findet man regelmäßig eine Fülle von fotografierenden Menschen.
"Gottes Liebe ist wie die Sonne…“ so singt ein Kirchenlied. Dieser Sonnenuntergang, der seine warmen goldgelben Strahlen über die aufgewühlte Nordsee an den Strand sendet, erzählt mir davon. Wie gewaltig und stürmisch die See sich auch gibt, das Licht findet dennoch eine goldene Straße über die aufgepeitschten Wogen. Und dort, wo die Wellen auf den Sand laufen, dort erzählt ein wunderschönes Spiegelbild von der Schönheit und Wärme der Sonne.
Mich erinnert das Spiel des Lichtes an Gottes Liebe: Sie findet ihren Weg!
Und dann geht die Sonne unter, und der Augenblick, der mir den Himmel geöffnet hat ist vorbei. Ist es so auch mit der Liebe Gottes? Verbirgt sie sich? Für manche sogar dauerhaft, so dass sie immer „im Dunkel wohnen“? Mir fallen dramatische Lebensgeschichten ein.
Die Fototasche wird gepackt. Meine Frau und ich brechen auf um über die Dünen zum Parkplatz zu gehen und ins Ferienhaus zurückzukehren.
Und dann, auf der Düne, präsentiert sich ein neues Schauspiel.
Während im Westen die Sonne untergegangen ist, hat sich von uns unbemerkt im Osten der Vollmond auf seinen Weg durch Abend und Nacht gemacht…
Auch sein Licht findet seinen Weg.
Über den Ringkøbing Fjord malt er seinen Weg und schenkt den abendlichen Ferienhäusern ein warmes hyggeliges“ (dänisch für gemütlich, heimelig) Licht.
Ich weiß es ja, der Mond reflektiert das Licht der Sonne.
Aber es dann in dieser Schönheit zu sehen, das ist schon besonders.
„… sie ist immer und überall da“ so singt dieses Kirchenlied weiter, das ich eben schon erinnert habe.
Immer und überall da? Mir bleiben Zweifel. Was ist mit denen, die ihr Leben als ein Leben „im Dunkel“ erfahren? Wie ist das / war das für mich, wenn ich mich in einer dunklen Zeit gewähnt habe?
Es steht mir nicht zu, das Erleben von Not und Schwierigkeiten anderer zu beurteilen. Ich ahne manchmal, aber ich weiß es nie, wie sich für andere Bedrängnis anfühlt und welche Deutung ihnen angemessen erscheint.
Ich kann also nur von mir reden…
Und ja, ich kenne Beides: ich kenne das Gefühl von Gott und den Menschen verlassen zu sein. Ich kenne aber auch das Gefühl, getragen und begleitet zu sein.
Wenn ich versuche, meine Erinnerungen an solche Zeiten richtig zu sehen, dann fällt mir etwas auf:
Verlassen gefühlt habe ich mich immer dann, wenn ich erwartet habe, dass irgendeine Macht oder irgendein Mensch meine Aufgaben für mich löst. Das geschieht nicht. Und ich kam mir unbeachtet und wertlos vor.
Begleitet gefühlt habe ich mich immer dann, wenn ich meine Aufgaben annehmen konnte. Ich war mir selber jede Anstrengung wert und andere sind nicht vor mir zurückgewichen. Erschreckt von der Last des zu ertragenden.
Mir will scheinen, dass meine Erwartungen eine „lichtundurchlässige Mauer um mich bauen können. Die Bereitschaft, die Dinge zu nehmen wie sie sind, öffnet Fenster und Türen. Dann kann auch die Liebe Gottes mich erreichen. So jedenfalls stellt es sich für mich dar.
Darum vertraue ich darauf:
Es ist möglich, Jesus, den Nazarener als geduldigen und ermutigenden Begleiter erleben.
So erleben wir seine Gnade, die das Licht der Liebe Gottes widerspiegelt, auch wenn Zweifel an dieser Liebe sich gerade deutlich zu Wort melden.
Wir werden getragen von einem guten und heilsamen Geist, der es uns ermöglicht mit unserem Leben einig zu sein, mit uns und unseren Grenzen Frieden zu schließen. Es ist ein guter und heilsamer Geist, der uns mit unserer Zufriedenheit dazu befähigt, auch mit anderen Menschen eine lebendige und belastbare Gemeinschaft zu haben.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen!
Eine gesegnete Zeit wünsche ich Ihnen!
Ihr
Reinhold Hoffmann