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Was wirkt?

Ihr seid aufgerufen, dem Vorbild Christi nachzufolgen.
Er hat für euch gelitten
und er hat euch dabei ein Vorbild hinterlassen.
Er hat keine Sünde getan.
In seinem Mund fand sich kein Betrug.
Er erwiderte Schmähungen nicht, als er geschmäht wurde.
Er drohte auch nicht, als er litt.
Er stellte dies Alles dem anheim, der gerecht richtet.
Nach 1. Petrus 2, 21-23
Ich finde es spannend, womit Menschen sich umgeben und wie sie ihre Wohnung gestalten. Ich bin überzeugt, dass Alles, was uns umgibt auf uns Wirkung hat.
Seit vielen Jahren fällt mir in unterschiedlichsten Wohnungen immer wieder ein Accessoire auf: Gerne steht irgendwo gut sichtbar eine Buddha- oder eine Shiva-Figur. Beiden gemeinsam ist die, große Gelassenheit ausstrahlende, sitzende Haltung.
Was uns umgibt, wirkt. Und ich vermute, die Sehnsucht nach Gelassenheit ist für viele der Grund, die Figuren aufzustellen.
Dinge sein lassen können, wie sie sind und Frieden schließen mit dem, was uns zwar lästig und ärgerlich ist, was aber nicht zu ändern ist, das wäre ein gutes Ziel.
Es verheißt Zufriedenheit und Glück: gelingendes und leichtes Leben.
Ich möchte Ihnen gerne von der Wirkung erzählen, die dieses Bild auf mich hat. Es heißt „Christus auf der Rast“ und hängt in einer Kirche in Herrenberg bei Stuttgart.
Auch Jesus sitzt. Nicht im Schneidersitz. Nicht in großer Ruhe.
Erkennbar ist aber sein Bedürfnis nach Ruhe. Er trägt die Zeichen schwerer und schmerzhafter Stunden. Die Geißel im Arm, die Dornenkrone auf dem Kopf, erkennbar die Wundmale auf Händen und Füßen, in der Seite…
Es ist der Gekreuzigte. Jedoch: Nicht mehr im Grab.
Er ist auf dem Weg. Nur, was mag das für ein Weg sein?
Kräfteraubend ist der Weg. Sonst wäre er wohl kaum so erschöpft.
Kein leichtes und unbeschwertes Vorwärtsschreiten. Deutlich erzählen seine Augen von Sorgen und Kummer.
Und doch: Er sitzt aufrecht. Er hat nicht aufgegeben. Ich ahne: gleich steht er auf und geht weiter. Er hat sein Ziel noch lange nicht erreicht. Er verliert es auch nicht aus dem Blick, sondern bricht wieder auf…
Er macht Rast… nicht Schluss.
Manche suchen in dem auferstandenen Christus den Sieger. Sie suchen den starken Helden, der alles beiseite räumt, was Unglück bedeutet. Mich erinnert dieser triumphierende Christus hin und wieder an Buddha und Shiva: Ich muss nur das richtige Bild haben und alles wird gut…
Aber meine Lebenserfahrung sagt mir, dass das eine Illusion ist. Christus auf der Rast – dieses Bild wirkt auf mich wahrhaftiger und ehrlicher. Es sagt mir, was wirklich ist: Unser Leben bleibt ein Weg.
Leben verlangt nach Bewegung und Veränderung. Wann hätten wir das als solidarische Gemeinschaft in den vergangenen Jahren deutlicher erfahren als in den letzten Wochen im Ringen um den angemessenen Umgang mit dem neuen Virus?
Wir müssen neu lernen auf einander Rücksicht zu nehmen. Wir müssen neu lernen mit einander in Kontakt zu sein trotz Abstand.
Wie viele Omas und Opas durften/dürfen ihre neugeborenen Enkel noch nicht auf dem Schoß haben und mussten sich mit einem Video begnügen?
Wie viele Gespräche mussten/müssen am Telefon geführt werden?
Feiern und Feste sind aufgeschoben, vielleicht auch aufgehoben.
Die Welt hat sich verändert.
Leider erleben wir auch, wie gemeinsame Sorge um Gesundheit und Leben vom Anfang der Pandemie einer (leichtsinnigen?) Gelassenheit weichen. Verständnis, Rücksichtnahme und Solidarität scheinen wieder verloren zu gehen und der Ungeduld zum Opfer zu fallen:
Leben soll doch bitte wieder sein wie vorher.
Vorher?
Wenn damit gemeint wäre: sorgenfrei, einfach und leicht, dann müssen wir uns einer Enttäuschung stellen: so war Leben noch nie!
Aber was es immer schon gab: Möglichkeiten der Rast! So wie der Christus auf diesem Bild sie nutzt. An was mag er denken? Ob er ein Wort oder einen Satz hat, an dem er sich festhalten kann?
Die Psalmen waren Jesus vertraut. Einer fällt mir gerade ein:
In diesem Psalm wird hinter jeder Zeile ein Satz wiederholt:
„Denn seine Güte währet ewiglich!“
Was uns umgibt hat Wirkung. Ich nehme mir vor, in der kommenden Woche jeden Tag mit diesem Satz zu beginnen, den ich immer wieder neu spreche – wie in dem Psalm. „Denn seine Güte währet ewiglich!“
Auch wenn unser Weg steinig und schwer ist und uns immer wieder zur Rast zwingt: Wir können auf dem Rastplatz dem Christus begegnen, der mitgeht und Leiden nicht leugnet. Der aber dennoch weiß und uns vergewissert: „Denn seine Güte währet ewiglich!“
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!
Ihr Pfarrer Reinhold Hoffmann
Gottes Wunder in Schöpfung und Geschichte
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der allein große Wunder tut,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der die Erde über den Wassern ausgebreitet hat,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der große Lichter gemacht hat,
denn seine Güte währet ewiglich:
Der die Erstgeborenen schlug in Ägypten,
denn seine Güte währet ewiglich;
und führte Israel von dort heraus.
denn seine Güte währet ewiglich;
Der sein Volk führte durch die Wüste,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der große Könige schlug,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der an uns dachte, als wir unterdrückt waren,
denn seine Güte währet ewiglich;
und uns erlöste von unsern Feinden,
denn seine Güte währet ewiglich.
Der Speise gibt allem Fleisch,
denn seine Güte währet ewiglich.
Danket dem Gott des Himmels,
denn seine Güte währet ewiglich.
Aus Psalm 136