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Pfarrrer Norbert Feick,
Predigt zu Ostern
Gnade sei mit euch
und Friede
von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus.
Heute schon gelacht?
Zum heutigen Ostersonntag gehört traditionell das Osterlachen. Heute wird der Tod ausgelacht. Also machen wir es auch. Wenn es uns schon schwer fällt den Sieg Gottes über den Tod mit dem Verstand zu erfassen, dann soll der Tod wenigstens einmal kräftig ausgelacht werden, so der alte Brauch des Osterlachens.
Wussten Sie, dass beim Lachen 300 Muskeln angestrengt werden, allein davon 17 im Gesicht? Im Osterlachen bricht sich die Zuversicht körperlich Bahn, dass der Tod das Nachsehen hat, abert das Leben endgültig siegt.
Sollen wir also Lachen über die Fessel Corona, die uns in diesen Tagen geißelt und den Atem nimmt? Ist das die angemessene Art, die magische Formel um den Ausnahmezustand unserer Tage zu ertragen?
Vielen ist gerade eher zum Heulen zu Mute. Manche bangen um ihre Gesundheit, um ihre Existenz, gar um ihr Leben? Viele müssen verzichten auf ihre Ostertraditionen: den Besuch der Eltern, den erholsamen Urlaub, das Festessen bei Freunden, die Feier des Abendmahls, selbst die Osterchoräle auf dem Riegelsberg in Neckarsteinach sind in diesem Jahr dem Versammlungsverbot zum Opfer gefallen.
Sollen wir darüber lachen? Nein, das wäre eine Verhöhnung der Opfer und derer, die gerade viel Opfer bringen müssen. Darum geht es auch nicht beim Brauch des Osterlachen. Es geht im Kern um die Bewältigung der Katastrophe des Todes. So wie es George Tabory, ein britischer Drehbuchschreiber und Regisseur einmal formuliert hat: „Im Kern eines guten Witzes steckt immer eine Katastrophe, und wir erzählen uns Witze, damit man die Katastrophen, aus denen das Leben besteht, überhaupt ertragen kann.“
Es klingt fast schon wie ein Witz, was der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief über die Auferweckung Jesu unserem Verstand zumutet. Immer wieder treibt es seine Argumente auf die Spitze.
Etwa wenn er schreibt: „Ist Christus nicht auferstanden, so ist unser Glaube vergeblich. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“
Sein Blick geht weit über die Lebensumstände hier auf Erden hinaus. Alles, was uns im Leben niederdrückt oder quält, aber auch alles, was uns Freude bereitet, wo wir Erfolg erspüren oder Glück erfahren, ist darin eingeschlossen.
Einzig aus der Perspektive der Auferweckung Jesu ergibt sich für Paulus Hoffnung: Denn egal wie ein Leben verläuft: der Tod hat nicht das letzte Wort, weil die Liebe siegt.
Paulus beharrt darauf, dass sich irgendwann einmal, und sei es am Ende der Zeiten, das Unglück in strahlendes Glück verwandelt.
Martin Luther besingt die Verwandlung allen Unglücks im Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ mit den Worten: „Und wenn die Welt voll Teufel wär´ und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen.“
Der Glaube, dass alles Unglück verwandelt wird, kommt nicht aus meinem Verstand, auch nicht aus meinem Gefühl und schon gar nicht aufgrund meiner Leistung oder persönlichen Entscheidung. Nein, diesen österlichen Glauben schenkt uns Gott. Und dieser Glaube lässt uns manchmal über das unerträglich Schwere im Hier und Jetzt hinauszublicken.
Im Lukasevangelium sagt Jesus einmal: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ Lukas 6, 21b Also lachen wir, gerade auch in den Katastrophen des Lebens. Lachen wir heute den Tod ins Gesicht.
Zum Schluss der Oster-Witz voller Selbstironie: „Ein Pfarrer predigt lange, sehr lange. Plötzlich steht einer aus der Gemeinde auf und geht. Der Pfarrer ruft ihm hinterher: „Wo gehen Sie hin?" „Zum Friseur", antwortet der Gefragte. „Da hätten Sie aber auch vor dem Gottesdienst hingehen können!“ „Da war's noch nicht nötig."
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.
Amen